Es hat sich viel getan in den vergangenen Tagen, sowohl für die Bewohner der Containerwohnanlage, als auch für den Arbeitskreis Unlingen-hilft.
Nachdem am 8. März weitere 13 Personen angekommen sind, leben jetzt 58 Männer, Frauen und Kinder in der Grundigstraße 2. Sie sind für uns keine anonymen Flüchtlinge mehr. Aus den namenlosen Ankömmlingen sind für uns bekannte Gesichter geworden, die wir zum Teil schon mit Namen kennen. Es gibt Bewohner, die man wenig zu Gesicht bekommt, Zurückhaltende, die lieber für sich bleiben. Viele sind offen, kontaktfreudig und verschließen sich nicht, wenn man ihnen ebenso begegnet.
Der Fahrdienst war schon am ersten Tag der Ankunft gefordert. Da bei der Ankunft die Küchen- und Kühlschränke leer waren und die von unterschiedlichen Landeserstaufnahmestellen über Biberach nach Unlingen verfrachteten Flüchtlinge nichts zum Essen hatten, wurden einige der uns noch unbekannten Männer nach Riedlingen zum Aldi gefahren. Dort haben sie sich mit Grundnahrungsmitteln versorgt. Am nächsten Tag wurde einer kleinen Gruppe der Weg zum Unlinger Minimarkt Hefele gezeigt und später begleitete Joseph Elian fünfzehn Männer mit dem Linien-Bus nach Biberach zum Einkaufen im dortigen türkischen Laden. Seit dem schaffen das alle alleine. Der Fahrdienst musste auch weiterhin in Anspruch genommen werden. Dringende Arztbesuche mit Kleinkindern, Untersuchungen beim Frauenarzt, Termine beim Gesundheits- und Landratsamt in Biberach, Begleitung zum Zahnarzt: Alle 9 Mitarbeiter des Fahrteams waren schon zum Teil mehrmals im Einsatz. Inzwischen sind viele der Sachspenden als Ersthilfe an die jeweiligen Neuankömmlinge ausgeben worden. Jetzt haben eigentlich alle die dringendsten Sachen (meist Kleidung und Schuhe für die Erwachsenen, Kleidung für die Kinder, Kinderbetten, Zudecken, Kinderwagen und Spielsachen) erhalten. Die Freude und der Dank für die schnelle Unterstützung war groß. Ich gebe ihn gerne an die Spender weiter. Mit warmer Kleidung und ordentlichen Schuhen ausgestattet, können sie auch bei schlechtem Wetter zu Fuß nach Riedlingen zum Einkaufen gehen. Abgesehen vom Ankunftstag musste der Arbeitskreis niemanden mehr zum Einkaufen fahren. Nur am ersten Tag war das notwendig.
Auch einige gut erhaltene Fahrräder wurden dem Helferkreis schon übergeben. Sie werden überprüft, verkehrstauglich gemacht und wenn notwendig repariert. Nach einem sinnvollen System werden sie dann den Bewohnern der Containerwohnanlage zur Verfügung gestellt. Die Organisation übernehmen Manfred Bausch und Stefan Zwick. 7 der 19 Kinder sind im Kindergartenalter. Sie werden die Kindergärten "Bussakendla", "Unter´m Storchennest" in Unlingen und den Kindergarten "Kleiner Drache" in Uigendorf besuchen. Die 3 schulpflichtigen Mädchen, 8 und 9 Jahre alt und ein 8 Jahre alter Junge können vielleicht demnächst in eine Vorbereitungsklasse in Uttenweiler gehen. Sie werden bis dahin von jungen Frauen durch spielerisches Lernen gefördert. Auch für die weitere Förderung, zum Beispiel Hausaufgabenbetreuung, haben sich Helferinnen gemeldet. Einige Männer und Frauen fragen immer wieder nach "Klasse" und "Lernen". Sie möchten so schnell wie möglich Deutsch lernen. Dafür wurde in der Containerwohnanlage ein Sprach-Lernraum eingerichtet. Fünfzehn bis zwanzig Personen können dort mit einer Lehrerin lernen. Ein Mehrzweckraum dient als Spendenlager und gleichzeitig als kleiner Lernraum für circa acht Personen. Im Feuerwehrhaus, das uns die Gemeinde und die Feuerwehr großzügig für den morgendlichen Unterricht zur Verfügung stellt, ist ein provisorisches Klassenzimmer hergerichtet worden. Das Lernen hat schon am Montag, 14. März, begonnen. 13 Männer und Frauen versuchen einfachste Grundkenntnisse zum Sprechen im Alltag zu vermitteln. Die jungen Männer wollen nicht nur Lernen, sie wollen auch Sport machen. Wolfgang Winkler hat fünf von ihnen mit Fußballschuhen ausgestattet. Damit steht einem ersten Training zum Ausgleich des anstrengenden Lernens und zum sinnvollen Gestalten des alltäglichen Leerlaufs nichts mehr im Wege. Bitte kommt in die Containerwohnanlage, nehmt Kontakt mit den Bewohnern auf. Es werden viele Hände geschüttelt, es wird viel gelacht, geredet in einer Sprache, die der andere nicht spricht und doch versteht man sich.
Unterschrift Foto: Unlingen Containeranlage Bild: Karl GMX, ©ak-unlingen