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    350 Bürger bei Infoabend zu den neuen Gemeinschaftsunterkünften in Ringschnait

    Landkreis Biberach, 05.02.2016 (Andres Wagner, ©Schwäbische Zeitung)

    Ringschnait sz
    Rund 50 Flüchtlinge werden in den nächsten Wochen und Monaten in zwei neue Gemeinschaftsunterkünfte des Landkreises in Ringschnait einziehen.

    Bei einer Informationsveranstaltung in der Dürnachhalle erläuterte Jürgen Kraft, Leiter des Sachgebiets Flüchtlinge beim Landkreis, den 350 Zuhörern die Flüchtlingssituation. Kraft verdeutlichte auch das Problem der Kreisverwaltung, die aus Landeserstaufnahmestellen meist kurzfristig zugewiesenen Flüchtlinge unterzubringen. In Ringschnait fühlte man sich gleichwohl überrumpelt von der Entscheidung des Landkreises, in dem rund 1500 Einwohner großen Ort zwei Unterkünfte einzurichten.

    50 Gemeinschaftsunterkünfte gibt es derzeit landkreisweit, in denen rund 2000 Flüchtlinge wohnen. Der Infoabend in Ringschnait war somit nicht der erste, Kraft hat seinen Vortrag zur Flüchtlingssituation oft gehalten, viele Fragen beantwortet. Einige hört er immer wieder – wie die nach der Miete. „Wir mieten keine überteuerten Objekte an“, sagt er. „Wir zahlen die ortsübliche Miete und einen kleinen Aufschlag“, weil anders als in einem normalen Wohnhaus wesentlich mehr Menschen untergebracht seien „und das Haus stärker beansprucht wird“. Der Aufschlag liege aber nicht bei 50 oder 100 Prozent, sondern sei „marginal“, betont Kraft. „Wir berechnen die Miete auch nicht nach Personen, wir zahlen einen Quadratmeterpreis.“

    Keine überteuerten Mieten

    Konkrete Angaben zu Mietpreisen machte Kraft mit Verweis auf Privatverträge nicht, gab auf Nachfrage eines Bürgers aber eine Vorstellung davon, was der Kreis für die Gemeinschaftsunterkünfte zahlt: „Wenn man von fünf Euro pro Quadratmeter ausgeht, liegt man nicht so falsch“, so Kraft, wobei es bei Städten und Gemeinden Unterschiede gebe. Klar für ihn ist: „Wir wollen den Mietmarkt nicht kaputtmachen und andere Wohnungssuchende verdrängen.“ Dies gilt auch für Kindergärten. Befürchtungen, Flüchtlingskinder würden bevorzugt aufgenommen, entgegnete Kraft. „Es wird keinen Verdrängungswettbewerb geben zu Lasten derer, die schon auf einen Platz warten.“

    Für Verstimmung sorgte in Ringschnait, dass selbst der Ortschaftsrat mit den Gemeinschaftsunterkünften im bisherigen Gasthaus „Kreuz“ und in einem Wohnhaus an der Hauptstraße „vor vollendete Tatsachen“ gestellt wurde, wie Ortsvorsteher Walter Boscher sagte. Im Januar habe man davon erfahren und das Thema in der nächsten Sitzung angesprochen. „Aber das hat niemand interessiert. Wir haben halt keine Wahl und Kraft hat den Druck“, so Boscher. Kritik an der „Nacht-und-Nebel-Aktion“ und daran, dass der Landkreis den Ortschaftsrat nicht eingebunden habe – zumal dem Ort mit dem „Kreuz“ ein „Treffpunkt“ entzogen werde – kam von einem weiteren Ringschnaiter. „Das Problem haben wir überall“, entgegnete Kraft. „Aber wenn man vorher alles abstimmen müsste, wären irgendwann Turnhallen belegt. Wir haben keine Zeit, um langfristig zu schauen.“

    Daran wird sich wohl nichts ändern. Der Landkreis rechnet für 2016 mit weiteren rund 2100 Flüchtlingen – die Suche nach Gemeinschaftsunterkünften geht damit weiter. Ringschnait bleibt aber erst einmal außen vor. Für die Zukunft könne er nichts versprechen, so Kraft. „Aber derzeit ist nichts am Laufen.“

    Belegung erfolgt schrittweise

    Nun geht es in Ringschnait darum, die erwarteten Flüchtlinge in die Gemeinschaft zu integrieren. Ins bereits bezugsfertige Wohnhaus an der Hauptstraße sollen rund 20 Flüchtlinge einziehen (Kraft: „Ab nächster oder übernächster Woche werden wir belegen“), während das „Kreuz“ erst umgebaut werden muss und der Erstbezug für April geplant ist. Rund 25 Plätze sollen hier entstehen. „Die Belegung erfolgt nicht auf einen Schlag, sondern peu a peu“, so Kraft, der damit rechnet, dass überwiegend Familien einziehen würden.

    Wichtig sei, „dass wir mit denen, die kommen, so umgeht, wie man es bei sich selbst erwartet“, sagte Boscher. Zur Unterstützung der hauptamtlichen Betreuer der Unterkünfte warb der Ortsvorsteher ebenso wie Kreis-Sachgebietsleiter Kraft, Pfarrer Matthias Ströhle vom kreisweiten Arbeitskreis Asyl sowie die Integrationsbeauftragte der Stadt Biberach, Martina Eisele, für ein ehrenamtliches Engagement in einem Ringschnaiter Helferkreis, der neu gegründet werden soll.

    Wie sich Bürger einbringen können, veranschaulichten die Warthauser Gemeindereferentin Monika Göbel und der Ummendorfer Gemeinderat Rudolf Walter, die in ihren Orten in der Flüchtlingsarbeit aktiv sind. Beide ermunterten zu Begegnungen und gemeinsamen Aktivitäten mit den Neuankömmlingen. Die Appelle fielen auf fruchtbaren Boden, viele Ringschnaiter bekundeten Interesse und trugen sich in Listen ein.

    Das erste Treffen für den neu zu gründenden Ringschnaiter Helferkreis ist am Donnerstag, 11. Februar, 20 Uhr, im Rathaussaal der Ortsverwaltung.

    Unterschrift Foto: Während in das Wohnhaus an der Hauptstraße in Kürze die ersten Bewohner einziehen, muss das bisherige Gasthaus „Kreuz“ noch zur Gemeinschaftsunterkunft umgebaut werden. Bild: Andreas Wagner, ©Schwäbische Zeitung