Noch in diesem Jahr soll sie im Gewerbegebiet Mühlwiesen III aufgestellt werden und bis zu 60 Personen aufnehmen. Rund 300 Menschen kamen am Donnerstag zur Informationsveranstaltung der Gemeinde und des Landkreises in die Gemeindehalle. Bei allen geäußerten Bedenken überwog jedoch die Hilfsbereitschaft der Bürger.
Das Biberacher Landratsamt hat das Gelände in der Grundigstraße 2 gepachtet und nicht – wie irrtümlich berichtet – von der Gemeinde gekauft. Die Wohncontainer-Anlage, die dort aufgestellt werden soll, sei zwei bis drei Jahre alt und habe zuvor als Unterkunft für behinderte Menschen gedient, wie Holger Thiessen, Leiter des Amts für Liegenschaften und Gebäude im Kreis erklärte.
Die Anlage besteht aus 48 Containern, die eingeschossig angeordnet werden und Wohn-, Versorgungsräume sowie Flure enthalten. „Wir werden jetzt das Baugesuch einreichen“, sagte Thiessen in seiner Eigenschaft als Bauleiter. Ob die Flüchtlingsunterkunft zu einem späteren Zeitpunkt weiter ausgebaut wird, konnte er weder bestätigen noch ausschließen. Allerdings biete die Anlage nur Platz für 60 Personen und nicht mehr.
Nachdem auch Unlingens Bürgermeister Richard Mück, Kreissozialamtsleiter Hermann Kienle und Heimleiter Ernst Grassl einige einleitende Worte gesagt hatten, nahmen sie sich knapp eineinhalb Stunden Zeit für die Fragen aus der Bevölkerung.
„Wir sind absolut sprachlos, weil wir vor vollendete Tatsachen gestellt wurden“, sagte ein Bürger und kritisierte, dass man in die Entscheidung über eine Flüchtlingsunterkunft in Unlingen nicht einbezogen worden sei. „Die Not ist so groß und das Tempo so hoch, dass wir darauf keine Rücksicht nehmen können“, sagte Kreissozialamtsleiter Kienle ganz offen. Er zeigte aber auch Verständnis dafür, dass das für die Bevölkerung unbefriedigend ist.
Bauleiter Thiessen versicherte zudem: „In allen unseren Unterkünften gibt es keinerlei Probleme und keinerlei Aggressionspotenzial.“ Die Flüchtlinge zeigten im Gegenteil eher ein verängstigtes und zurückhaltendes Verhalten und seien dankbar, dass sie in Deutschland sein dürften.
„Wenn man Sie so reden hört, könnte man glauben, dass man nur auf die Flüchtlinge wartet“, erklärte ein Besucher der Veranstaltung. „Hier wartet, glaube ich, aber niemand auf die Flüchtlinge.“ Ein weiterer Bürger forderte Thiessen und seine Kollegen auf, auch mal die negativen Dinge zu nennen, die nicht in der Zeitung stünden.
„Wir verschweigen nichts“, stellte Kienle daraufhin klar. Ernst Grassl, der als Heimleiter die Unterkünfte in Riedlingen und Altheim betreut, sagte zudem: „Bei mir in den Wohnheimen passiert nichts.“ Er hoffe auch, dass es so bleibt, denn das sei sein Anspruch. Auch Bedenken hinsichtlich Schlägereien und Vergewaltigungen setzte Grassl klare Worte entgegen: „Die Frauen vom Sozialdienst oder den ehrenamtlichen Helferkreisen, die sich in den Unterkünften aufhalten, werden respektiert.“ Alle drei Vertreter des Landratsamts betonten zudem immer wieder, dass sie bei der Unterbringung von Flüchtlingen in der Region bisher sehr gute Erfahrungen gemacht hätten.
Einige Bürger appellierten an alle Anwesenden, nicht zu vergessen, dass die Menschen aus Kriegsgebieten flüchten, und sprachen sich dafür aus, die Flüchtlinge in Unlingen willkommen zu heißen. „Es liegt an uns, wie wir die Leute aufnehmen und was wir aus der Situation machen.“
Da sich in unmittelbarer Entfernung zur künftigen Flüchtlingsunterkunft die Unlinger Bude befindet, nahmen auch viele Jugendlichen an der Veranstaltung teil, die dort ihre Freizeit verbringen. „Wird es für die Bude Unterstützung dabei geben, wie man mit der neuen Situation umgeht?“, fragte einer von ihnen. Sozialamtsleiter Kienle sagte zu, dass man auf die Gruppe zukommen und alles besprechen werde. „Sie haben die Bude mit viel Engagement aufgebaut, das soll nicht beeinträchtig werden.“
Für alle Bürger, die sich ehrenamtlich für die Flüchtlinge engagieren wollen, plant die Gemeinde Unlingen eine weitere Informationsveranstaltung, zu der noch eingeladen wird.
Unterschrift Foto: Wohncontainer wie diese werden in den nächsten Wochen in der Unlinger Grundigstraße aufgestellt Bild: Kara Ballarin, ©Schwäbische Zeitung